Nicht Trainerin, nicht Tierärztin – und trotzdem über Hunde bloggen?

Immer wieder, wenn ich einen Blogpost schreibe, frag ich mich, ob mir das überhaupt zusteht. Darf ich meine Meinung zum Leben mit Hunden abgeben, wenn ich keine professionelle Ausbildung habe und meine Hündinnen keine internationalen Champions sind? Ich denke schon – und das sind meine drei Gründe dafür.

Ich blogge über meine Erfahrungen

Hunde hat es in meinem Leben immer gegeben. Mein Vater war Jäger und wir hatten alle Varianten zuhause, die man sich denken kann – vom supergrantigen Jagdterrier bis zum Deutsch Kurzhaar, der mit uns Kindern Ball gespielt hat. Mein Bruder hatte einen Hovawart-Schäfer Mischling und meine Mutter zur gleichen Zeit einen King Charles Spaniel – mehr Gegensätzlichkeit geht nicht in einem Haushalt. Jeder dieser Hunde war wunderbar und familientauglich – mit Ausnahme des Jagdterriers, aber das war nicht sein Fehler, sondern in der nicht rassengerechten Ausbildung begründet. Aber was hat man in den 1970ern schon über rassegerechte Ausbildungen nachgedacht?

golden retriever
Photo by Maree Zimny on Pexels.com

Meine eigene Hundekarriere hat mit zwei Golden Retriever begonnen bis ich 2016 auf den Labrador gekommen bin.

In Summe sind das viele Jahre Hundeleben, in denen ich gute und schlechte Erfahrungen gesammelt habe, Erfolge feiern konnte und Fehler einsehen musste. Wenn ich diese Erfahrungen teile, vor allem meine Fehler, dann bleiben sie anderen vielleicht erspart.

Auch Expertinnen können irren

Grundsätzlich finde ich es ja beeindruckend, wie schnell erfahrene Hundetrainerinnen das Wesen und den Charakter eines Hundes erkennen. Allerdings müssen wir uns vor Augen halten, dass ihre Analyse oft das Ergebnis einer Momentaufnahme ist und nicht die ganze Realität abbildet.

Hundeführerinnen aber leben 24/7 mit ihren Vierbeinern und sehen sie in den unterschiedlichsten Situationen. Daraus können sich andere Sichtweisen als die der Fachleute ergeben – auch darüber sollten wir offen reden und schreiben. Immer mit dem Ziel, den bestmöglichen Weg für uns zu finden.

schwarzer Labrador

Ein Beispiel: Meine Polly ist eine sehr sensible Hündin. Deshalb habe ich ihre Ausbildung sehr lange sehr spielerisch aufgebaut. Steadynesstraining habe ich bewusst auf die lange Bank geschoben, weil ich aus meiner Erfahrung mit Emma weiß, dass das einem jungen, sensiblen Hund nicht gut tut.

Auch Gruppentrainings habe ich lange Zeit vermieden, um Polly den damit einhergehenden Druck zu ersparen. Als sie dann mit elf Monaten zum ersten Mal in einer Gruppenumgebung war, hat sie alle Anzeichen von Stress gezeigt – und das, obwohl sie nicht in der Gruppe sondern einzeln trainiert hat. Was ich gesehen habe, war eine durch die ungewohnte Umgebung verunsicherte Hündin. Was der Trainer gesehen hat, war eine junge Hündin, die aufgrund zu frühen Steadyness-Trainings den Speed verloren habe. Fehlanzeige.

Was ich mit diesem Beispiel sagen will: Auch Expertinnen können irren – und die Meinung von Laien ist nicht per se unqualifiziert.

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Raum für Diskussionen

Mir ist bewusst, dass vieles von dem, worüber ich schreibe, auf Kritik anderer Hundeführerinnen stoßen kann und wird. Schließlich hat jede ihre ganz persönlichen Erfahrungen und die werden sich von meinen unterscheiden. Schließlich unterscheiden sich ja auch die Hunde und die Hundeführerinnen voneinander.

two women sitting on ground near bonfire
Photo by Oleksandr Pidvalnyi on Pexels.com

Diese Unterschiedlichkeiten sollten uns aber nicht trennen, sondern verbinden.

Ich wünsche mir, dass wir über unser Wissen und unsere Erfahrungen diskutieren, in einen guten Austausch kommen und so voneinander lernen.

Wie wir wissen, führen viele Wege nach Rom. Schön wär´s, wenn wir einander nicht nur von den einfachen Routen erzählen, sondern auch von unseren Irrwegen und den schwierigen Passagen, die wir schon gemeistert haben oder die noch vor uns liegen.

Dazu soll dieser Blog auch dienen, deshalb die Möglichkeit für Kommentare – und die Hoffnung darauf, dass viele welche schreiben.

Übrigens

Ich habe mich entschieden, meine Blogposts in weiblicher Form zu verfassen. Ich schreibe von Trainerinnen und Tierärztinnen und Hundeführerinnen. Männer dürfen sich einfach mitgemeint fühlen. Das Wort Trainer ist ja in Trainerin enthalten, das Wort Hundeführer in Hundeführerin. Umgekehrt funktioniert das nicht.

Autor: Susanne Senft

Mein Name ist Susanne Senft. Ich wohne in Wien und im Waldviertel mit meiner Familie und zwei Labrador-Damen.

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