2022 habe ich mir vorgenommen, bei möglichst vielen Working Tests und jagdlichen Prüfungen anzutreten. Anfang März haben Emma und ich den ersten Versuch gestartet – und sind so was von durchgefallen. Enttäuscht? Ja. Entmutigt? Nein. Meine Freundinnen aus der LadiesWorkingDogGroup würden sagen: Sometimes you win, sometimes you learn. Meine Learnings und Takeaways teile ich gerne – vielleicht ist ja was Hilfreiches für dich dabei.
Für alle, die noch nie an einem Working-Test teilgenommen haben, eine kurze Erklärung: Bei einem Working Test müssen Hund und HundeführerIn vier verschiedene Aufgaben bewältigen. Der Hund muss über eine weite Wiese, durch dickes Gestrüpp oder tiefes Wasser, um ein oder mehrere Dummies zu holen. Manchmal hat er das Dummy fliegen gesehen, manchmal nicht, manchmal ist es nur eines, manchmal sind es mehrere.
Das Spannende ist, dass man als StarterIn im Vorhinein nie weiß, welche Herausforderung auf einen zukommt. Jede/r RichterIn kann ihre/seine Prüfungsaufgaben selbst gestalten. Die einzige Vorgabe ist die Orientierung an der Leistungsklasse der Hunde.
Wie fair ist das alles?
Abhängig vom Schwierigkeitsgrad des Geländes und den Ansprüchen des/r RichterIn fallen manche Aufgaben schwerer aus als andere. Die Erwartungen der TeilnehmerInnen ist natürlich, dass die Bedingungen für jedes Mensch-Hund-Gespann gleich sind. Ein Erwartung, die sich beim besten Willen nicht zu 100% erfüllen lässt.
Angenommen du musst den Hund in einen Suchenbereich schicken, um ein Blind (ein nicht sichtig gelegtes Dummy) zu finden. Der erste Hund hat’s leichter, für ihn gibt es noch keine verleitenden Spuren. Wenn der 37. Hund kommt, dann sind in diesem Suchenbereich schon 36 Dummies gelegen und 36 Hunde haben das Gelände durchsucht – das sind 36 Verleitungen mehr als der erste Hund zu bewältigen hatte. Oder ein anderes Beispiel: Du musst deinen Hund im Wald auf gerader Linie auf ein Blind schicken. Der erste Hund muss das wirklich gut können, um ans Ziel zu kommen. Der 37 Hund kann 36 Spuren folgen, für ihn ist der Weg schon ein wenig ausgetreten.
Ist das fair? Geht das besser? Wohl kaum. Absolut gleiche Voraussetzungen lassen sich im Gelände bei vielen Bewerbern einfach nicht schaffen. Aber so geht’s doch allen Sportlern. Macht ja auch für eine/n SkirennläuferIn einen Unterschied, ob er/sie mit Startnummer 1 oder 37 über die Piste brettert – die Piste ist beim 37 Läufer auch nicht mehr im gleichen Zustand wie beim 1. Ist eben so.
Dann aber gibt es Momente im Working-Test, wo es wirklich in meiner Hand liegt, die Situation für meinen Hund und mich bestmöglich zu gestalten. Nachfolgend eine Liste meiner Takeaways von Prüfungen, eine Liste die ich mit jedem Antreten bestimmt erweitern kann.
1. Raus aus der Line
Mein erstes Takeaway des Jahres stammt aus einem Dummy-Trial. Um meine Hündin richtig schicken zu können, hätte ich sie um 45° drehen müssen. Das war aus meiner Position in der Line nicht möglich. Ich hätte aus der Line raustreten müssen, dachte aber, das sei gegen die Regel. Es kam, wie es kommen musste. Mit der schlechten Ausrichtung habe ich es nicht geschafft, Emma ans Ziel zu bringen – und raus waren wir. Nach Abschluss des Trials habe ich den Richter gefragt, ob ich die paar Schritte hätte machen dürfen. Seine Antwort war eindeutig: „Freilich, ich hätte dir schon gesagt, wann du zu weit gehst.“
Takeaway: Raus aus der Line so weit wie nötig und bestmöglich ausrichten.
2. Genug ist nicht genug
Beim gleichen Dummy-Trial und beim besagten Versuch, Emma ans Ziel zu handeln, kam unweigerlich die Warnung des Richters „Last Chance“. Ich hab’s noch ein bisserl probiert und auf sein „Jetzt ist’s genug“ Emma sofort zurückgerufen.
Die Kollegin neben mir bekam auch eine „Last Chance“. Das hat sie vielleicht gehört. Sicher nicht gehört hat sie das „Jetzt ist’s genug“ des Richters. Sie hat unbeirrt weitergemacht bis der Hund das Dummy gefunden hatte – und sie ist in die Wertung gekommen.
Takeaway: Lass es drauf ankommen. Versuch so lang es möglich ist, dein Ziel zu erreichen und sei nicht zu folgsam.

3. Übers beste Ergebnis freuen
Vier Stationen sind bei einem Working-Test zu bestehen. Das klingt nicht nach viel – und doch bin ich öfter daran gescheitert als dass ich es geschafft hätte. Nach jedem Nuller (Ausscheiden bei einer Übung) habe ich mich stundenlang in unseren Fehlern gebadet, gegrübelt und gegrübelt und in eine motivatorische Awärtsspirale begeben. Nur: Davon wird nix besser. Fehler analysieren, ja, aber auch hinschauen, wo wir besonders gut waren.
Takeway: Die Freude über 20 Punkte bei einer gelungenen Übung ist für mich wichtiger als der Nuller bei einer anderen.
4. Plus-Minus-Liste
Es ist wohl der Prüfungssituation geschuldet, dass ich bei einem Working-Test wesentlich fokussierter bin als im Training. Wenn dann nach dem Test die ersten Emotionen abgeebbt sind, ist es Zeit für eine klare Analyse. Dafür habe ich mir ein eigenes Notizbuch zugelegt. Jedem größeren Training und jedem Workingtest ist eine Doppelseite gewidmet. Die linke Seite trägt die Überschrift: „Darauf kann ich mich verlassen, das funktioniert“, die rechte Seite trägt die Überschrift: „Daran werden wir arbeiten.“
Takeaway: Ein Working-Test ist eine Standortbestimmung und hat vor allem den Zweck mir zu zeigen, woran wir noch arbeiten müssen.
5. Hör nicht, was andere sagen
Am Weg von einer Station zur nächsten oder in der Wartezone gibt es immer Leute, die gerne erzählen, wie es an einer anderen Station gelaufen ist, wie schwer die Übung ist, worauf man besonders achten muss. Für mich ist das Gift, weil es mich nervös macht. Dann spiele ich im Kopf schon alle möglichen Fallstricke durch und so passiert es mir dann auch.
Takeaway: Ich setz mich am besten ein bisschen abseits oder geh mit meiner Hündin spazieren, während wir warten. In dieser Zeit konzentriere ich mich nur auf uns zwei und lass die anderen reden.
Wenn du auch Tipps hast, wie wir uns erfolgreicher bei Working-Tests und anderen Prüfungen bewähren können, schreib deine Anregung doch gleich hier in einen Kommentar. Gemeinsam schaffen wir mehr 🙂